Anknüpfend an das Denken Martin Heideggers (1889-1976) über die Technik als Mittel zu Zwecken, als eine Weise des ´Entbergens und Her-vor-bringens`, soll hier die Universalität des Heideggerschen Ge-Stells als Folie dienen, um die digitale Verknüpfbarkeit der Dinge, der Menschen und Zustände im Netz zu untersuchen. Dabei spielt neben der Bestimmung seines Begriffs des Ge-Stells die Handlungsebene eine besondere Rolle. Der Titel dieses Vortrages geht auf einen Artikel vom 18.10. 2014 aus der Neuen Züricher Zeitung von Eduard Käser zurück. (Vgl. Kaeser 2014).
Die Technik in ihrer Ausprägung, die Datenbanken in ihrer sich ständig reproduzierenden Fülle, der Mensch als Nutzer hineinverwoben in das Gewebe des Netzes, konzipieren das multifaktorielle Internet in seinen n-Dimensionen. ´Maschine – machen`, das ist nach Deleuze betrachtet, das Internet, eine Zeit-Maschine, eine Wunsch-Maschine. Die Vernetzung der Dinge schafft neue Handlungsperspektiven für die Menschen. Die Dinge werden selbst zu Akteuren, indem sie eine Handlungsmacht erhalten. Handlungszuordnungen zwischen Menschen und Dingen verschieben sich. Wir stellen folgende These auf: Zeit ist auf den Aspekt des Internet bezogen, die eigentliche Größe, um alle Komponenten, die die Maschine Internet ausmachen, zu verbinden. Wir sind überzeugt, dass der Raum hinter der Zeit in seiner Bedeutungshoheit zurücktritt.
1. Grundlegungen
1.1. Das Ge-Stell
Mit dem Ge-stell wird Heideggers Auslegung der Technik fundiert, dargelegt in vier Vorträgen in Bremen 1949 bzw. 1950. Übertitelt sind diese Vorträge mit „Das Ding, Das Ge-stell, Die Gefahr, Die Kehre“. Für Heidegger ist „die Technik […] in ihrem Wesen überhaupt kein Wirkliches neben anderem Wirklichen. Sie ist der verborgene Grundzug der Wirklichkeit alles jetzt Wirklichen. Der Grundzug der Wirklichkeit ist die Anwesenheit.“ (Heidegger 2005, S. 62). Das Anwesende ist für ihn die Weise des Wirkens von Wirklichkeit. Damit begründet Heidegger seine Denkfigur des Ge-Stells. Stellen verwendet er im Sinne von ´her-stellen`, zur Verfügung stellen, bestellen und ´gestellt werden`, im Sinne von heraus-fordern, anfordern. (Vgl. Heidegger 2005, S. 26-29). „Ein Stellen fordert das andere heraus, befällt es mit Gestellung.“ (Heidegger 2005, S. 28). Er fragt nun: „Worauf läuft aber die Verkettung des Bestellens zuletzt hinaus?“ (Heidegger 2005, S. 28). Und er beantwortet diese Frage mit dem Bestand. Der Bestand besteht bei ihm im Bestellen von Bestellbaren. Heidegger formuliert so: „Das Bestellen stellt. Es fordert heraus. Das Bestellen geht jedoch, wenn wir es in seinem Wesen bedenken und nicht nach seinen möglichen Wirkungen, keinesfalls auf Beute und Gewinn, sondern immer auf Bestellbares.“ (Heidegger 2005, S. 29). Das Geschick der Menschen ist in das Bestellen einbezogen. Das Bestellen ist das Geschick der Menschen, da sie sich zu etwas verhalten. Der Mensch gehört zum Vollzug des Bestellens. (Vgl. Heidegger 2005). Bestellen betrifft alles Anwesende hinsichtlich seiner Anwesenheit. Das Anwesende ist der Bestand. „Das Bestellen ist in sich universal, denn es versammelt in sich alle möglichen Arten des Stellens und alle Weisen ihrer Verkettung.“ (Heidegger 2005, S. 32).
Damit ist das Bestellen unbegrenzbar. In diesem Sinne wird das Ge-stell selbst unbegrenzbar, denn es beinhaltet alle Möglichkeiten des Stellens. Und so zieht das Ge-stell in einem ´Kreisgang` alles Bestellbare in das Bestellen und in die Bestellbarkeit ein. Heidegger sagt: „Ge-Stell nennt das aus sich gesammelte universale Bestellen der vollständigen Bestellbarkeit des Anwesenden im Ganzen.“ (ibid.). Die treibende „Zirkulation des Bestellens“ (Heidegger 2005, S. 34) des Bestellbaren hat für Heidegger einen ´raffenden`Charakter (vgl. Heidegger 2005, S. 33) und zeigt letztlich seine Skepsis gegenüber der Technik. In seinen Vorträgen verweist er immer wieder auf die Gefahr des Technischen und dessen Stellung zur Natur: „Das Ge-Stell west als die Gefahr. […] Wenn das Wesen der Technik, das Ge-Stell als die Gefahr im Seyn das Seyn selbst ist, dann läßt sich die Technik niemals durch ein bloß auf sich gestelltes menschliches Tun meistern, weder positiv noch negativ.“ (Heidegger 2005, S. 68f). Schließlich schreibt er: „Aber wir hören noch nicht, wir, denen unter der Herrschaft der Technik Hören und Sehen durch Funk und Film vergeht.“ (Heidegger 2005, S. 77).
Die Herausforderung im Ge-stell ist für ihn das Stellen im Sinne von her- und darstellen: „Was wir so als das Gestell denken, ist das Wesen der Technik“. (Heidegger 2005, S. 33). Die Maschine ist für ihn das, was sie ist, aus dem Wesen der Technik, und nicht umgekehrt, denn die Maschine ist nicht allein als etwas Technisches zu erklären. „Das Wesen der Technik selbst ist nichts Technisches.“ (Heidegger 2005, S. 34). Das erklärt er folgendermaßen: „Das Wesen der modernen Technik, das Ge-Stell, begann mit dem wesensmäßigen Grundakt des Bestellens, insofern es zuerst die Natur als den Grundbestand im vorhinein sicher stellte.“ (Heidegger 2005, S. 43). Damit ist „das Ge-Stell in seinem Stellen universal“ (Heidegger 2005, S. 44).
Diese von Heidegger formulierte Universalität des Ge-Stells kann mühelos auf die Digitalisierung unserer Welt, in der digitalen Verknüpfbarkeit der Dinge, der Menschen und Zustände im Netz gewendet werden. Der Wirklichkeit eingeschrieben ist die digitale Durchdringung von allem mit allem. Wenn wir also vom digitalen Ge-stell sprechen, so meint das nichts anderes, als die Einschreibung der digitalen Bestandsdinge, das sind die Datenbestände, in das alltägliche Leben der Menschen. Es meint das Versammeln aller möglichen Arten des Stellens dieser Datenbestände ins Netz und alle Weisen ihrer Verkettungen durch Codes, Protokolle und Algorithmen. Es meint letztlich die Verzahnung von Technizität und Sozialität im Netz.
1.2. Die Dinge bei Heidegger
In Heideggers Krug-Metapher besteht das Dinghafte des Dinges in der Leere. (Vgl. Heidegger 2005, S. 8). Es beruht für ihn „weder darin, daß ein Ding zum Gegenstand eines Vorstellens wird, noch lässt sich überhaupt das Dinghafte eines Dinges von der Gegenständlichkeit des Gegenstandes aus bestimmen.“ (Heidegger 2005, S. 5). Das In-der-Welt-Sein wird so zum Strukturmoment der ´Welt`, und das Seiende ist das, was sich in der Welt zeigt. (Vgl. Heidegger 2006, S. 63) „Das Seiende innerhalb der Welt sind die Dinge […].“ (Heidegger 2006, S. 63).
Das Wort Ding leitet sich aus dem althochdeutschen Sprachgebrauch ´thing` her ´versammeln` im Sinne von ´Versammlung, Gericht, gemeinsame Streitsache`; im Griechischen bezeichnet es den´besorgenden Umgang´. Heidegger sagt: „Das Ding dingt Welt. […] Dingen ist Nähern von Welt“. (Heidegger 2005, S. 20). Und: „Wird die nähernde Nähe verwehrt, dann bleibt das Ding als Ding vorenthalten.“ (Heidegger 2005, S. 46).
Das bedeutet, dass das Ding nicht einfach da ist, es steht im menschlichen Handlungsvollzug, es ist zuhanden. In der ´Zuhandenheit` wird der praktische Umgang des menschlichen Daseins mit den Dingen aufgezeigt. Damit sind sie nicht um ihrer selbst willen da, sondern verweisen auf Anderes, um Anderes zu erreichen. Mercedes Bunz (*1971) formuliert das so: „Da das Ding selbstversorgend und selbständig ist, tut es etwas. Indem es in der Welt und/oder im Gebrauch ist, versammelt und vereint es diverse Aspekte, die in und an ihm verweilen.“ (Bunz 2015, S. 171). „Wir nennen das im Besorgen begegnende Seiende das Zeug,“ so Heidegger (Heidegger 2006, S. 68). Die ´Zeugganzheit` trägt die Einheit von Sein und Zeug. Es ist die Struktur des ´Um-zu`, die eine Zugehörigkeit ausdrückt (Zeug zu) und sich „im herzustellenden Werk als das Wozu“, (Heidegger 2006, S. 70) offenbart, als ein „Verwenden von etwas für etwas“ (ibid.).
Heidegger öffnet uns damit den Blick auf das digitale Ge-Stell: die Dinge stehen nicht für sich allein. Sie sind kein Gegenstand des Vorstellens. Damit grenzt er sich von Kant ab, der das Vorstellen im Selbstbewusstsein des menschlichen Ich verankert und vom ´Ding an sich` spricht:
„Das Ding an sich bedeutet für Kant: der Gegenstand an sich. Der Charakter des ´Ansich` besagt für Kant, daß der Gegenstand an sich Gegenstand ist ohne die Beziehung auf das menschliche Vorstellen, d.h. ohne das ´Gegen`, wodurch er für dieses Vorstellen allererst steht.“ (Heidegger 2005, S. 16).
Dieses Postulat auf das digitale Ge-Stell gewendet, bedeutet nichts anderes als, dass die Dinge im Netz in einer Virtualität verweilen, aus der sie hervortreten in die Welt und einen Gebrauchszusammenhang eingehen. Damit werden die Dinge zum Zeug. In diesem Kontext sei auf das Ubiquitous Computing verwiesen. Die technische Optimierung von Computern und ihre Zusammenarbeit sind notwendige Bedingungen der Ubicomp-Entwicklung. Die Gestaltung von Interaktionen von Computer zu Computer soll ubiquitär und nahtlos in die Alltagswelt integriert sein. (Vgl. Alpsancar 2012, S. 240f). Wird ihnen das ´verweigert`, gewendet auf Heidegger, „bleibt Welt als Welt verweigert“ denn „dingend nähert das Ding Welt und verweilt Welt“ (Heidegger 2005, S. 47). Hier öffnet Heigegger die Sicht auf die Konstellation von Realität/Virtualität im Welt-Werden durch die digitale Vernetzung.
Als Dinge sind auch die Mittel zu bezeichnen, durch welche sie hervorgebracht werden. Die Technik schafft Dinge (Werkzeuge, Maschinen, raum- und zeit- übergreifende Energien), welche die Weise der Aneignung der Welt durch Dinge beeinflusst. Ontologisch gesehen ist ein Ding ein auf den Menschen bezogenes Konstrukt, das sein Dasein im Handeln bestimmt. Der Handlungsvollzug offenbart sich nach Heidegger im Zusammenspiel zwischen Da-sein und Zeitlichkeit (Vgl. u.a. Heidegger 2006, §45), das uns wiederum zur Ontologie der Dinge führt. Heidegger interessierte sich für das ´Zwischen` bei Mensch und Ding.
1.3. Dinghafte Zustände
Diese kurze Skizze des Heideggerischen Ge-Stells soll hinführen zum Netz als ein einzigartiges Geflecht von zu Bestellendem und Bestellbaren. Das Netz in seiner multifaktoriellen Ausprägung ist ein richtungsgebundenes Beispiel für Heideggers Technikanschauung. Er beschreibt nicht die Phänomenologie der Technik, er greift auf ihr Wesen zurück und überträgt das Bestellen in ein Handeln, das sich selbst überhöht, weil es eingebunden ist in dinghafte Zustände, welche wiederum nur durch das Dingen in Erscheinung treten können, wenn sie in den Kreislauf von Handeln und Handeln-können eingebettet werden.
Damit sind wir im digitalen Ge-Stell. Die Dinge erhalten ihre Bestimmung durch das Bestellen und durch ihre Bestellbarkeit. Gemeint sind hier nicht Waren, die im wörtlichen Sinne digital bestellt werden, weil sie bestellbar sind, sondern gemeint sind die Handlungsvollzüge im Hervorbringen eines Dinges, weil es im digitalen Ge-Stell zu einem Ding, zu ´etwas zu`, wird. Der sich darbietende Schluss ist, dass das Netz als digitales Ge-Stell, eben genau diese Eigenschaften den Dingen aufprägt, die wir in der Differenz von virtuell und real an ihnen wahrnehmen.
Die Realität des Dings wird virtualisiert in einer Signatur, um dann wieder real als Ding in Erscheinung zu treten. Der Raum spielt in diesem Prozess insofern eine Rolle, da er überwunden werden muss. Die Zeit hingegen ist gleichzeitig: es ist weder für den virtuellen Zustand des Dinges noch für den realen Zustand von Bedeutung, auf welchem sichtbaren Anschauungsort es sich befindet. Das Ding ist gleichzeitig real und virtuell. Die Brücke ist das Zeichen. Es verbindet die beiden Welten und wird so auch zum Ding, zum ´Zeug zu`. Dieses ´Zeug zu` ist als temporal bestimmt zu betrachten und ein wichtiger Aspekt, welcher die wachsende Digitalisierung und die Aktivitäten im Netz zu dem werden lässt, als das sie für uns in Erscheinung treten.
Die Dinge erscheinen uns als wandelbare Seinszustände von Ideen und Vorstellungen. Die Weltlichkeit der Dinge wird abgeschnitten von ihrem Ursprung und geht ein in eine reale Virtualität. Diesen Modus hat Heidegger grundgesetzt in seinem Begriff des Ge-Stells. Damit ist für uns der Begriff des Ge-Stells hinweisend auf die Verkettungen und Verflechtungsverhältnissen im Netz, welche es zu einer Maschine machen, die unaufhörlich in einer treibenden Zirkulationen Zustände hervorbringt, die nach Heidegger dinghaft sind und ihrem Wesen nach weder rein real noch einzig virtuell sind.
„Doch ein Ding, so betont Heidegger, ist auch da, wenn es nicht vor uns steht. Es ist materiell, aber es kann auch gedacht werden. Der Aspekt der die Dingheit am eindrücklichsten beschreibt, ist damit die Unabhängigkeit des Dings.“ (Bunz, 2015, S. 171). Bunz bezieht sich in ihrem Artikel Die Dinge tragen keine Schuld (2015) ausdrücklich auf Heideggers Dingbegriff und verweist darauf, dass Heidegger durchaus im Zusammenhang mit den heutigen Dingen im Internet zu lesen ist.
2. Das Ding im digitalen Ge-Stell
2.1. Die verknüpften Dinge
Für die Untersuchung der ´Dinge` im Netz erscheinen uns Heideggers Einsichten vom „Ding und seinem Dingen, dem Ge-Stell und seinem Stellen, dem Bestand und seinen Bestandstücken“ (Heidegger 2005, S. 45) als sehr geeignet, um die Dinge im Netz in ihrer welterzeugenden Zuhandenheit im Gebrauch zu betrachten. Die Dinge sind im Internet der Dinge nicht mehr Dinge, die be-greifbar sind, mit einer Oberfläche versehen, sondern sie sind vielmehr Tätigkeiten, die Gegenstand der menschlichen Aufmerksamkeit, eine neue, eine andere Form von Da-Sein erzeugen. Die Dinge sind transformiert in ihrem Da-Sein, und die Verknüpfung erzielt eine andere strukturelle Form des Daseins der Dinge und damit auch eine tiefgreifende Transformation des menschlichen Seins. Diese Wechselwirkung temporal zu fassen, halten wir für eine bestimmende Möglichkeit, das Internet der Dinge zu beschreiben.
2.2. Das Internet der Dinge (Internet of Things – IoT)
Der Begriff ´Internet der Dinge` (Internet of Things) geht auf den Titel einer Präsentation des britischen Unternehmers Kevin Ashton (*1968) 1999 zurück und wurde nach Ashtons Angaben von ihm geprägt. (Vgl. Sprenger 2015a, S. 7). Die Nutzer werden zu Datengeneratoren. Aus dem Verkauf der vom Nutzer gelieferten Daten rekrutiert ein kostenloser Service, der wiederum die Nutzer an die Bereitssteller des Services bindet: die Big Five: Google, Facebook, Amazon, Microsoft, Apple. Alltagsgegenstände wie Waschmaschine, Kühlschrank, Autos, Schuhe, Kleidung werden an das Internet angeschlossen und werden so zu interaktiven, intelligenten (smarten) Gegenständen, die sich online und autark durch Informationsaustausch wechselseitig steuern und Aktionen auslösen. Sensoren und Datenquellen sind miteinander integiert. (Vgl. Bullinger/Hompel 2007, Engemann/Sprenger 2015, Fleisch/Mattern 2005, Mattern 2003, 2010, Mattern/Flörkemeier 2010).
Mark Weiser (1952-1999) entwirft Anfang der neunziger Jahre eine neue Vision für den Gebrauch von Computern. Er nennt es Ubiquitous Computing. In seinem Artikel The computer for the 21st century (1999) fragt er: Wie soll der Computer der Zukunft sein? und fordert ein Zurücktreten des Computers aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit des Menschen. Das Nutzungsverhältnis des Menschen zum Computer soll sich radikal verändern. Weiser legt „eine Wunschvision des idealen Computers der Zukunft“ (Alpsancar 2012, S. 89) vor; bestehende Computer sollen in Ubicomputer verwandelt werden. Damit stellt Suzana Alpsancar die Frage, wie Computer für das Ubiquitous Computing beschaffen sein sollen und für den Alltag nutzbar gemacht werden können.
Ubiquitous Computing lässt sich wörtlich mit ´Allgegenwärtige Datenverarbeitung` übersetzen. Die Forschung zeigt keinen einheitlichen Sprachgebrauch. IBM bezeichnet es als ´Pervasiving Computing` (durchdringendes, beherrschendes Datenverarbeiten). Friedemann Mattern (*1955) spricht von ´Informatisierung des Alltags` (Vgl. Mattern 2007) und Peter Gendolla (*1950) von ´Allgegenwärtigem Rechnen` (Vgl. Gendolla 2006). Weisers zentrales Motiv des Ubicomp ist das des Networks:
„The most profound technologies are those that disappear. They weave themselves into the fabric of everyday life until they are indistinguishable from it.“ (Weiser 1999, S. 3).
Daraus resultiert die Vorstellung eines nahtlosen Ineinander von virtueller Computerwelt und realer Welt in die Alltagswelten des Menschen. Weiser zeichnet „das Ideal eines stillen, unsichtbaren und damit guten Technikgebrauchs. […] Ubiquität und Nahtlosigkeit kennzeichnen demzufolge Infrastrukturen, die den erwünschten Gebrauchsmodus des Ubicomp herbeiführen.“ (Alpsancar 2012, S. 213).
Dabei bezieht sich die Unsichtbarkeit auf den Verwendungszusammenhang: die Dinge sollen benutzt werden, ohne dass ihnen Aufmerksamkeit zuteil werden muss. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch Luhmanns Perspektive auf die Technik: „Die Beobachtung funktionierender Technik ist eine wichtige Quelle für Ideen, was und wie man etwas anders machen könnte.“ (Luhmann 1997, S. 531). Darauf scheint sich auch Weisers Argumentationslinie zu beziehen. Seine Vision des Ubiquitous Computing resultiert aus dem Wunsch, eine virtuelle Realität in die sich wiederholenden Vorgänge der menschlichen Alltagswelt zu implementieren, die nicht in das Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Somit sieht er den Menschen frei in seiner Entfaltung. Alpsancar merkt dazu kritisch an, dass dieses Ideal wohl kaum durchsetzbar sei. Denn die Computer als „stille, universale Werkzeuge [können] nicht nur für jeden beliebigen Zweck das geeignete Mittel darstellen, sondern [sie müssten auch] dem Nutzer strenggenommen von sich aus (proaktiv) jeden Wunsch automatisch erfüllen.“ (Alpsancar 2012, S. 271). Wie weit sich die Technik in dieser Hinsicht entwickeln wird und der Mensch bereit ist, sie in dieser Weise zu nutzen, bleibt offen.
Die Begriffe ´Internet der Dinge` und ´Ubiquitous Computing` werden in der Literatur häufig synonym gebraucht. Trotz aller Ähnlichkeiten weisen sie jedoch Unterschiede auf. Das Internet der Dinge steht für den globalen Anschluss der Dinge an ein globales Netz. Das Ubiquitous Computing kann sich auch auf ein lokales Netzwerk beschränken (z.B. Büroumgebungen, häusliches Wohnen). In der technischen Entwicklung und im Gebrauch der Technik werden sich diese Unterschiede in der Zukunft verwischen.(Vgl. Sprenger/Engemann 2015, S. 10). Die Technologie dafür ist – wie Florian Sprenger und Christoph Engemann in ihrem Buch Internet der Dinge (2015) hervorheben ¬ „unsichtbar, smart, miniaturisiert, räumlich verteilt und allgegenwärtig“ (Sprenger/Engemann 2015, S. 7). Jedes Ding wird mittels eines RFID (radio-frequency identification)-Tags adressierbar sein. Adressierbarkeit und Vernetztheit sind die unabdingbarenVoraussetzungen für das Internet der Dinge:
„Dinge werden zu Akteuren, wenn sie im Zuge dieser Neuverteilung von Handlungsmacht, beginnen, selbständig zu agieren, indem sie nicht nur Daten sammeln, sondern auf ihrer Grundlage zukünftige Ereignisse berechnen oder gar Entscheidungen treffen, die zu diesen Ereignissen führen oder sie verhindern sollen.“ (Sprenger/Engemann 2015, S. 8).
Das IoT produziert riesige Datenmengen, welche in Echtzeit herauszufiltern und zu erkennen sind. „Die ´richtigen `Daten zur ´richtigen` Zeit im ´richtigen` Umfang am ´richtigen` Ort“ (Ferscha 2007, S. 6) sind bereit zu stellen. Das erfordert nach Ferscha eine hohe Kontextmodellierung bei einer vorliegenden Kontextdissemination aufgrund der Dislozierung der Sensoren und Aktuatoren. Die klassische Technologie, Tastatur und Bildschirm, verschwindet zugunsten von Sensoren und Aktuatoren, mobilen Systemen und smarten Objekten. (Vgl. Ferscha 2007, S. 6-8). Die unsichtbaren, allgegenwärtigen Computersysteme erfassen dank ihrer kommunizierenden Sensoren die Umwelt und können selbst Aktionen ausführen. Das führt zu einer ubiquitär vernetzten Lebenswelt. (Vgl. Adamowsky 2015, S. 128). Durch die Bereitstellung einer „ubiquitären Umgebungsintelligenz“ (Ferscha 2007, S. 4) wird eine umfassende Kontextualisierung erreicht. Die Situation eines vernetzten Dings kann entsprechend dem Programm vollständig charakterisiert werden. Das bezeichnet das pervasive Computing. Die Smartness, das intelligente unsichtbare Handeln vernetzter Dinge, verschafft dem Menschen die Möglichkeit, in jeder Situation seines Alltags seinen Handlungs- und Daseinsspielraum zu erweitern, indem die Gebrauchsgegenstände auf seine Absichten, Gewohnheiten und Emotionen reagieren. Die Einbettung der smarten Dinge in den menschlichen Körper – elektronische Prothesen mit Bluetooth-Schnittstellen, zur Steuerung vernetzter Herzschrittmacher, sind bereits möglich und im Gebrauch.
Dezentrale und heterarchische Planungs- und Steuerungsprozesse versetzen die Dinge in die Lage, mit anderen Systemen zu kommunizieren. Es sind sogenannte Echtzeitsysteme. „Was früher Zeit brauchte, wird heute in Echtzeit übertragen“ (Vgl. Mattern 2003, S. IX), hebt Friedemann Mattern (*1955) hervor; Alois Ferscha (*1962) betont, daß die Systeme sich auf zukünftige Situationen einstellen können: „die Systemkontrolle basiert […] nicht auf [dem] zuletzt identifizierten Kontextzustand (reaktiv), sondern auf einen in der Zukunft liegenden, aber bereits jetzt absehbaren Kontextzustand (proaktiv).“ (Ferscha 2007, S. 7) Es wird zu diskutieren sein, inwiefern der temporale Aspekt des IoT, der auf eine Gleichzeitigkeit abzielt, durch Ungleichheiten und damit Ungleichzeitigkeiten in den kulturellen und sozialen Möglichkeiten der Vernetzung limitiert wird.
2.3. Vernetztheit und Addressierbarkeit
Sprenger und Engemann betonen: „Die Welt des Internets der Dinge impliziert eine Ontologie, in der es nur das gibt, was vernetzt ist“ (Spenger/Engemann 2015, S. 10) und eine Adresse hat. Das Internet der Dinge ist als ein wirklich eingreifendes, Werte neu fassendes Konstrukt aus Rechnerleistung, Energie-und Informationsströmen und menschlicher Weise, die Welt zu verändern, zu betrachten. Die Dinghaftigkeit des Dings, so wie sie Heidegger beschreibt, wird durch die Vernetztheit eine andere. Die Vernetzung zwingt dem Ding eine andere Zuhandenheit auf, als es, ohne vernetzt zu sein, aufweisen würde. Die Zuhandenheit als Zeug im Heideggerschen Sinn entfernt sich seiner Zuweisung und entwickelt dafür eine Zuhandenheit des Gebrauchs, der jetzt kontinuierlich das Ding in ein Stellen weist, das sich so stellt, dass es ein Ding einer anderen Generation wird, das Ding dingt im Gebrauch; der Gebrauch ist durch die Vernetzung so festgelegt, dass er der Wechselbestimmung: Gebrauch als Akteur und Empfänger zugleich, gerecht wird.
Dieses Zugleich, im medialen Sinn, impliziert eine temporale Seite wie sie bei Heidegger in seinem damaligen Technikverständnis- und Erleben so nicht bestimmt werden konnte. Das vernetzte Ding erfährt eine Ausrichtung auf andere Dinge, die es selbst mit bestimmt und es in seiner Bestimmung verändert. Diese Abhängigkeit des Dings von anderen Dingen, mit denen es vernetzt ist, transformiert seine eigentliche Dingheit in eine Vielheit. Diese Vielheit ist im Sein des Menschen im Da gegeben, denn der alltägliche Umgang des Menschen mit Dingen ordnet nach Heidegger sein Sein.
In der Betrachtung des Internet der Dinge ist die Vielheit des Dings durch seine eigene Vervielfältigung im Gebrauch durch die Vernetztheit gesetzt. Es ist also nichts anderes passiert, als das im Alltag gegebene Spiel der Dinge miteinander, jetzt in der Vernetztheit, eine Vielheit darbieten, die sich der Alltagsbeschäftigung einschreibt. Nicht mehr das Spiel der Dinge im alltäglichen Leben des Menschen, die verschiedenen Möglichkeiten ihres Gebrauchs sind jetzt das Ziel eines handelnden Menschen, sondern das Internet der Dinge handelt neben und mit ihm. Den Handlungsvollzügen ist so ein Vollzug von Rechenleistung und Informationsfluss, welche nicht mehr im Focus der Aufmerksamkeit des Menschen steht, mitgegeben. Der Mensch sieht sich umgeben von Handlungen, die ablaufen, ohne dass er darauf irgendwelche Aufmerksamkeit richten müsste.
Diese Handlungen von Sensoren und Aktoren in den in Dingen eingebetteten Computern, welche nicht in die unmittelbare Wahrnehmung treten, quasi unsichtbar, unbemerkt, auf ihre eigene Weise wirkend, werden als Calm Technology bezeichnet. In seinem Artikel The comming age of calm technologies (1997) präsentiert Weiser seine Vision des idealen Computers im Gebrauch für seine Nutzer. „Calm Technology adressiert sowohl das Zentrum als auch die Peripherie unserer Aufmerksamkeit und oszilliert sogar zwischen den beiden Polen hin und her.“ (Weiser/Brown 2015, S. 64). Peripherie bezeichnet hier, das, worauf – so Weiser – der Mensch „eingestimmt“ [ist], ohne bewußt aufmerksam zu sein“ (ibid.). „Das Platzieren der Dinge an der Peripherie erlaubt [uns], viel mehr gleichzeitig wahrzunehmen, als wir es könnten, wären alle Informationen zentral angeordnet.“ (Weiser/Brown 2015, S. 65].
Die Calm Technology, als „Design, das gleichzeitig entlastet und informiert“ [Weiser/Brown 2015, 64], bezeichnet eben das Verborgene des Handelns der Dinge. Diese Tatsache setzt eine Vernetztheit voraus. Diese Vernetztheit dient auch anderen (verborgenen) Interessen als dem Handeln für den Alltag des Menschen. Die Big Five optimieren ihre Strategie der Erreichbarkeit und Beeinflussbarkeit der Menschen im Konsum. Als Konsum von Waren, aber auch als Konsum vernetzter Kontakte. (Vgl. auch Heisel 2012). Denn nur durch die Vernetztheit ist die Einflussnahme der Big Five festgeschrieben. Ihr Bestreben ist:
„die Nutzer mit unverzichtbaren Services einzukreisen, welche zugleich als unsichtbare Zäune fungieren. Diese Systeme aus Softwareangeboten und Hardware haben sich als ökonomisch äußerst erfolgreich erwiesen und stellen zugleich bislang nicht gekannte Bündelungen von Milliarden von Nutzern und Devices bei wenigen Global Players dar.“ ( Sprenger/Engemann 2015, S. 42).
Die IP-Adressen gehen nach dem Übergang in das IPv6 nicht aus. Die 128 Bit-Adressierung (im Gegensatz zur 32 Bit-Adressierung des IPv4) ermöglicht 340 Sextilionen IP Adressen.(Vgl. Seemann 2015, S. 116). Alles kann adressiert werden und ist damit vernetzbar. „Damit könnte jedem Sandkorn auf der Erde eine IP-Adresse zugewiesen werden“ (ibid.) Das ist die eine Seite. Kontrolle und Beeinflussung des Konsumenten zur Gewinnoptimierung die andere Seite. Die Beobachtung der Menschen über das Internet der Dinge ist ubiquitär. Ihr Verhalten zu den vernetzten Dingen lässt ein persönliches Profil erstellen und kann sie sowohl in ihrem Verhalten als Konsumenten als auch als mögliche Staatsfeinde oder Kriminelle entlarven. (Vgl. Kaufmann 2003, Marciniak 2015).
Wir meinen, das Internet der Dinge ist nicht aufzuhalten, da es technisch machbar ist. Die Konsequenzen werden in ihren rechtlichen und ethischen Ausprägungen zu verhandeln sein. Es ist zu fragen: Welche Handlungsmacht erhalten die Dinge?
Literaturliste
Adamowsky, Natascha. 2015. Vom Internet zum Internet der Dinge. Die neuen Episteme und wir. In: Florian Sprenger; Christoph Engemann (Hg.): Internet der Dinge. Über smarte Objekte, intelligente Umgebungen und die Technische Durchdringung der Welt. Bielefeld, S. 119-135.
Alpsancar, Suzana. 2012. Das Ding namens Computer. Eine kritische Neulektüre von Vilém Fllusser und Mark Weiser. Bielefeld.
Baudrillard, Jean. 2001. Das System der Dinge. Über unser Verhältnis zu den alltäglichen Gegenständen. Frankfurt am Main u.a.O.
Baudrillard, Jean. 2008. Warum ist nicht alles schon verschwunden? Berlin: Matthes & Seitz.
Bunz, Mercedes. 2015. Die Dinge tragen keine Schuld. Technische Handlungsmacht und das Internet der Dinge. In: Florian Sprenger; Christoph Engemann (Hg.): Internet der Dinge. Über smarte Objekte, intelligente Umgebungen und die technische Durchdringung der Welt. Bielefeld, S. 163-180.
Ferscha, Alois. 2007. Pervasive Computing: connected > aware > smart. In: Friedemann Mattern (Hg.): Die Informatisierung des Alltags: Leben in smarten Umgebungen. Berlin u.a.O., S. 3-10.
Heidegger, Martin. 2005. Bremer und Freiburger Vorträge. In: Martin Heidegger Gesamtausgabe.III. Abt.: Unveröffentlichte Abhandlungen, Bd.79. Frankfurt am Main, S. 3-176.
Heidegger, Martin. 2006. Sein und Zeit, Tübingen.
Heisel, Maritta. (Hg.) 2012. Software Service and Application Engeneering. Essays Dedicated to Bernd Krämer on the 65th Birthday. Berlin u.a.O.
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Kaufmann, Franz-Xaver: Sicherheit: Das Leitbild beherrschbarer Komplexität. In:Stephan Lessenich (Hg.):Wohlfahrtsstaatliche Grundbegriffe. Historische und aktuelle Diskurse. Frankfurt am Main, S. 73-104.
Luhmann, Niklas. 1997. Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt am Main.
Marciniak, Angela: 2015. Politische Sicherheit. Zur Geschichte eines umstrittenen Konzepts. Frankfurt am Main u.a.O.
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Weiser, Mark/John Seely Brown. 2015. Das kommende Zeitalter der Calm Technology. In: Florian Sprenger; Christoph Engemann (Hg.): Internet der Dinge. Über smarte Objekte,intelligente Umgebungen und die Technische Durchdringung der Welt. Bielefeld, S. 59-72.
Abstrakt
Anknüpfend an das Denken Heideggers über die Technik als Mittel zu Zwecken, als eine Weise des ´Entbergens und Her-vor-bringens`, soll hier die Universalität des Heideggerschen Ge-Stells als Folie dienen, um die digitalen Verknüpfbarkeit der Dinge, der Menschen und Zustände im Netz zu untersuchen. Dabei spielt neben der Bestimmung seines Begriffs des Ge-Stells die Handlungsebene eine besondere Rolle. Die Technik in ihrer Ausprägung, die Datenbanken in ihrer sich ständig reproduzierenden Fülle, der Mensch als Nutzer, hineinverwoben in das Gewebe des Netzes, konzipieren das multifaktorielle Internet in seinen n-Dimensionen. ´Maschine – machen`, das ist nach Deleuze betrachtet, das Internet, eine Zeit-Maschine, eine Wunsch-Maschine.
Der Wirklichkeit eingeschrieben ist die digitale Durchdringung von allem mit allem. Wenn wir vom digitalen Ge-stell sprechen, so meint das nichts anderes, als die Einschreibung der digitalen Bestandsdinge, das sind die Datenbestände, in das alltägliche Leben der Menschen. Es meint das Versammeln aller möglichen Arten des Stellens dieser Datenbestände ins Netz und alle Weisen ihrer Verkettungen durch Codes, Protokolle und Algorithmen. Es meint letztlich die Verzahnung von Technizität und Sozialität im Netz.
Die Vernetzung der Dinge schafft neue Handlungsperspektiven für die Menschen. Die Dinge werden selbst zu Akteuren, indem sie eine Handlungsmacht erhalten. Handlungszuordnungen zwischen Menschen und Dingen verschieben sich. Die Dinge im Internet der Dinge sind nicht mehr Dinge, die be-greifbar sind, sondern sie sind vielmehr Tätigkeiten, die Gegenstand der menschlichen Aufmerksamkeit, eine neue, eine transformierte Form von Da-Sein erzeugen. Diese Wechselwirkung temporal zu fassen, halten wir für eine bestimmende Möglichkeit, das Internet der Dinge zu beschreiben.
Abstract
Carrying on where Heidegger’s line of thought left off, we use the universality of his Ge-stell concept of the structuring our experience, attitudes, values and manner of engagement with the world (or in one word: enframing); i.e. in analysing the possible digital linkings up with people, things, and status of the internet we apply his tools for a special way of uncovering (entbergen and her-vor-bringen). Additional to the just given definition of the Ge-stell it is of very special interest where actions take place. There are: technology as it is developing, data bases in their abundance which are continuously reproducing themselves, man as a user who is woven into the fabric of the net – they all form the concept of the multifactorial internet with its n dimensions. In the words of Deleuze, the internet is a “making machine”, a time machine as well as a wish machine.
The digital penetration of all with all is inscribed into reality. So speaking of the digital enframing (Ge-stell) we just refer to the inscription of the digital belongings, i.e. the data holdings, into the day-to-day life; that is, the collections of all possible ways of putting these data holdings in the net as well as all manners of concatenation of codes, logs, algorithms.
For human beings the network of things offers new perspectives of action. By coming into power they are the things themselves which are protagonists; the relations between people and things are shifted. The things appearing in the internet cannot be touched by hand but on the contrary they are actions which by transformation create a new existence. The description of these interactions in a temporal manner is regarded as a certain possibility to portray the internet of things.
Angaben zur Person:
Konstantin und Kornelius Keulen
Weinbergstr. 4
14469 Potsdam
E-Mail: kkeulen@uni-potsdam.de
Doktoranden an der Universität Potsdam